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Hilfe! Mein Kind verweigert die Schule.

Für die meisten Eltern und ihrem Nachwuchs sind die beginnenden Sommerferien eine Auszeit von der Schule. Für einige wird es bereits im August wieder ernst sich mit Schule auseinanderzusetzen. Nachprüfungen stehen an. Ein Teil von Eltern bleibt aber weiterhin trotz der Ferien in großer Sorge, was die Schule betrifft. Es sind jene Familien, in denen während des Schuljahres die Kinder und Jugendlichen den Besuch des Unterrichts gänzlich verweigerten. Dabei spricht man von Schulabsentismus.

Diese Kinder haben zu viele Fehlstunden, so dass sie die Klasse nicht positiv abschließen können. Oftmals werden die Eltern auch zur Kasse gebeten und müssen eine Verwaltungsstrafe zahlen, wenn ihre Kinder der Schulpflicht nicht nachkommen.

Schulabsentismus ist eine große Belastung für die gesamte Familie. Ohnmacht macht sich breit. Nicht nur die Eltern leiden darunter, auch den betroffenen Kindern und Jugendlichen geht es damit nicht gut.

Das Gespräch suchen – Ich-Botschaften

Wichtig ist, dass die Erwachsenen ihre Sorge über das Verhalten ihres Kindes/Jugendlichen diesem auch rückmelden.  Nicht aber in Vorwürfe gekleidet, sondern die von den Betroffenen geäußerten Gründe ernst nehmen und auf diese sensibel eingehen. So kann man in Ich-Botschaften mitteilen, zum Beispiel dass“ ich mir Sorgen um dich und deine Zukunft mache“, „ich in der Früh sehr gestresst bin, weil ich durch unsere Diskussion, zur Arbeit zu spät komme. Wie können wir das in Zukunft anders lösen?“ Binden Sie das Kind in einen Lösungsfindungsprozess mit ein und geben Sie auch damit ein Stück Verantwortung zurück. Fragen nach dem Warum führen nur zu Rechtfertigungen, Fragen nach dem Was (brauchst du, damit du es wieder schaffst zur Schule zu gehen?) leiten einen Prozess ein.

Je jünger die Kinder sind, umso weniger können sie ihre tatsächlichen Ursachen für die Verweigerung benennen. Oftmals drückt sich das in körperlichen Symptomen aus wie Bauchschmerzen und Übelkeit etc. Wenn das immer wiederkehrend ist, kann man es zur Sicherheit beim Arzt abklären lassen. Werden damit medizinische Gründe ausgeschlossen, handelt es sich meist um psychosomatische Beschwerden, die für etwas anderes stehen.

Ängste ernst nehmen

Viele Kinder und Jugendliche, die die Schule verweigern, haben große Ängste, die sie sich nicht immer zu äußern wagen. Versagensängste, Trennungsängste (bei jüngeren Kindern), Schamgefühle, Angst mit Mitschüler und Mitschülerinnen in Kontakt zu treten und viele Unsicherheiten mehr.  Nicht selten werden sie auch in der Klasse oder Schule gemobbt. Daher ist es wichtig das Gespräch mit ihnen zu suchen. In weiterer Folge ist es auch notwendig mit der Schule diesbezüglich in Kontakt zu treten. In erster Linie ist ein Austausch mit dem Klassenvorstand anzupeilen. Dabei kann herausgefunden werden, wie das Klassenklima so ist, wie sich das Kind/der Jugendliche in die Klassengemeinschaft einfindet, ob Freundschaften vorhanden sind, aber auch in welchen Fächern es Schwierigkeiten gibt. Zusätzlich gibt es Gesprächsangebote bei Schulpsychologen und Schulpsychologinnen. Zeigt das Kind unverhältnismäßige Angst oder kommt nicht aus dem Bett, so sollte ein Psychiater oder Psychologe aufgesucht werden, um in einer Diagnose eine etwaige psychische Erkrankung z.B. in Richtung Angststörung oder Depression feststellen zu lassen.

Je früher auf das Schwänzen der Schule beziehungsweise Verweigern des Schulbesuchs eingegangen wird, umso eher kann mit den betroffenen Kindern daran gearbeitet werden, die Schule wieder für sie zu einem sicheren und umgänglichen Ort zu machen.

Leistungsanspruch der Eltern – Selbstwertminderung beim Kind

Um die Schulverweigerer und Schulverweigerinnen besser zu verstehen, ist es auch wichtig als Eltern einen Perspektivenwechsel einzugehen: Wie würde ich mich in seiner/ihrer Rolle fühlen? Wie habe ich damals Schule erlebt? Wie essenziell war mir als Schüler/Schülerin eine gute Note? Übertrage ich meinen Leistungsanspruch auf mein Kind?

Apropos Leistung: Kinder und Jugendliche sollen nicht an ihren Schulnoten gemessen werden. Eltern sollen ihrem Kind vielmehr vermitteln, wie sehr sie es so lieben, wie es ist. Ist der Leistungsdruck zu groß, nimmt das Selbstwertgefühl stetig ab. „Ich bin nicht gut genug für meine Eltern.“ Auch Geschwistervergleiche sind kontraproduktiv. „Mein Bruder/meine Schwester ist viel besser als ich.“

Nichtsdestotrotz sollen Eltern ihre Kinder motivieren in die Schule zu gehen und dabei konsequent bleiben. Wenn das Kind einen Schulbesuch wieder schafft (und wenn es nur 2 Stunden sind), es dafür loben und stärken. Bleibt trotz gutem Zureden das Kind zu Hause, kann der Aufenthalt so „unangenehm“ wie möglich gestaltet werden: in der Früh aufwecken, lernen und Sachen für die Schule erledigen, beim Aufräumen helfen, keine Medien (Internet ausschalten)…

Was können Eltern tun, um ihren Nachwuchs wieder in der Schule anzubinden?

Zusammenfassend kann gesagt werden: Sobald Eltern bemerken, dass ihre Kinder Schwierigkeiten haben, die Schule regelmäßig zu besuchen, müssen sie das Gespräch mit ihnen suchen. Die Ängste und Sorgen ernst nehmen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Mit der Schule muss in den Austausch gegangen werden. Konsequenz und Alltagsroutine beibehalten. Bei Verdacht auf eine psychische Erkrankung (Angststörung, Depression) Experten aufsuchen. Und auch Eltern bzw. Bezugspersonen können sich Unterstützung und Hilfe holen, um gut begleitet durch diese Phase zu gehen.